„Auch die Leute sind cool“
Bad Kreuznach – Bis zur Tür soll es ein dunkler Weg sein, dahinter soll es heller werden – eine Gruppe Jugendlicher macht sich Gedanken über die Osterkerze. Sie sind Teil der Kartage-WG im Pfarrhaus Heilig Kreuz in Bad Kreuznach und für das Design der Kerze zuständig. Kreativworkshops, Gottesdienste und natürlich Gemeinschaft stehen im Fokus des Angebots, auf das sich 25 junge Menschen eingelassen haben.
Die Verantwortung für die WG-Bewohnerinnen und -Bewohner auf Zeit im Alter von 14 bis 42 tragen Kaplan Patric Schützeichel, Pastoralreferentin Luisa Maurer und Gemeindereferentin Viktoria Höhn sowie weitere Ehrenamtliche der Jungen Kirche Bad Kreuznach. Bereits in der Vorbereitung arbeiteten einige der Teilnehmenden mit, da entstand auch das diesjährige Schlagwort „Tür“, das immer wieder aufgegriffen wurde: In der Pfarrkirche stehen unterschiedlich thematisch gestaltete Türen zu jedem der Kar- und Ostertage. Aber auch Türschilder zum Beispiel für das eigene Zimmer wurden gestaltet. „Da stand die Frage im Raum: Was macht mich aus? Was möchte ich, dass andere direkt über mich erfahren?“, erklärt Luisa Maurer. Neben den kreativen Elementen gab es immer eine Gruppe für die Gottesdienste, die für die gesamte Gemeinde offen sind. „Was bedeuten die Lesungstexte heute für uns? Wie können wir einen Zugang für andere junge Menschen finden?“, diese Fragen standen hier im Mittelpunkt. Verantwortlich waren die jungen Leute von der räumlichen Gestaltung, über das Vorlesen biblischer Texte, das Schreiben eigener Texte bis hin zur Unterstützung bei der Gabenbereitung. Das erzeuge einen intensiveren Zugang zur Liturgie, weiß Maurer. „Denn die Herzen werden angesprochen.“ Die Rückmeldungen der Gottesdienstbesucher*innen spiegeln das wider. Nicht nur die Teilnehmenden der Kartage der Jungen Kirche, sondern auch die Kommunionkinder hatten ihren Platz in der Liturgie der Karwoche. „So viele junge Menschen im Altarraum, die diese besonderen Gottesdienste der Kar- und Ostertage aktiv mitgestalten, hinterließ in der Kreuzkirche bei Jung und Alt Eindruck“, berichtet Luisa Maurer.
Durch das gesamte fast viertägige Programm inklusive Übernachtungen in den leerstehenden Wohnungen im Pfarrhaus erlebten die jungen Menschen die Geschichte Jesu noch einmal ganz anders, wissen Maurer, Höhn und Schützeichel. Insbesondere der Karfreitag werde sehr emotional erlebt. „Das Thema ist nicht für alle einfach, aber es herrscht eine vertrauensvolle Atmosphäre“, daher sei es auch kein Problem, wenn sich einzelne Teilnehmende mal zurückzögen oder weinten. „Es gibt immer die Möglichkeit, mit uns Seelsorgern zu sprechen“, so Maurer. Trotzdem gebe es viel zu lachen, berichten Jugendliche grinsend und es werde wenig geschlafen, fügen sie hinzu. „Es ist toll zu erleben, wie die jungen Menschen als Gruppe zusammenwachsen und gemeinsam Glauben und Leben teilen“, sagt auch Viktoria Höhn.
Tradition trifft auf Premiere
Das Konzept, eine Mischung aus Liturgie, Kreativität, Gebet und Verbundenheit untereinander scheint zu passen, denn einige sind bereits seit der ersten Kartage-WG, also zum dritten Mal dabei, und wiederrum andere möchten nach ihrer persönlichen Premiere auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder dabei sein. „Für mich ist es schon eine Tradition. Ich mag die Gemeinschaft“, erzählt Samuel Stumm. Der 16-Jährige aus Rümmelsheim sitzt gerade mit den Anderen an der Osterkerze, hat aber vor ein paar Tagen die Tür zum Karfreitag mitgestaltet. Die 14-jährige Johanna Wetzel ist zum ersten Mal dabei, kennt das Format aber von ihrer Schwester. „Ich lerne gerne neue Leute kennen, daher gefällt mir das hier richtig gut. Auch die Leute sind cool“, sagt die Winzenheimerin. Julia Kuntz aus Rümmelsheim ist ebenfalls das erste Mal dabei. Gelegentlich habe sie die Sonntagsgottesdienste oder andere Aktionen der Jungen Kirche besucht. „Obwohl ich nicht so die Kreative bin, ist auch für mich was dabei“, sagt die 22-jährige Studentin schmunzelnd. Die Gruppe funktioniere, trotz der recht großen Altersspanne, sehr gut, sind sich die drei Hauptamtlichen einig. „Sie ermutigen sich gegenseitig, Neues zu wagen“, freut sich Luisa.
Zum Schluss ist auf der Osterkerze dann doch kein Weg zu sehen, aber zwei Türen, und eine Blumenranke umarmt ein goldenes Kreuz. „So oder so: Die WG der Jungen Kirche hat die Haustür des Pfarrhauses und die Kirchentür der Hl. Kreuz Kirche wieder verlassen – nicht zuletzt mit der Erfahrung, dass für sie und ihre Ideen hier in Bad Kreuznach diese Türen jederzeit offenstehen“, sagt Maurer abschießend.
Weitere Informationen zum Programm der Jungen Kirche Bad Kreuznach gibt es bei Instagram (@junge.kirche_bad.kreuznach) und per Mail an jungekirche-bad-kreuznach@bistum-trier.de
(jf)